Fahrrad-Wiki

Unter Strategie und Taktik – oft wird nur einer der beiden Begriffe, Taktik, seltener Strategie verwendet – versteht man im Radrennsport die Anwendung einer Vielzahl von Manövern und Verhaltensweisen, die effizient im Hinblick auf den Gesamterfolg sind. Insbesondere ist ein Minimum an strategischen und taktischen Erfahrungen und Kompetenzen allein dadurch erforderlich, als es bei einem Radrennen mit normalem Streckenprofil unmöglich ist, sich einfach nur an die Spitze zusetzen und das Rennen von dort aufgrund physischer Überlegenheit zu gewinnen. Wegen der Allgegenwart des Windschattens würden die Konkurrenten sich an das Hinterrad dieses Fahrers setzen und auf den letzten Kilometern ohne Mühe in großer Zahl an ihm vorbeifahren.

Allerdings erschöpft sich das strategisch-taktische Repertoire eines guten Radrennfahrers nicht in dieser Erkenntnis.

Erst recht hat die Anwendung von Renntaktiken nichts damit zu tun, daß ein vermeintlich schwächerer Fahrer damit gegen einen stärkeren deshalb siegt, weil er sich „durch Taktik einen Vorteil verschafft“ habe. Gleichwohl ist es möglich, daß dies in Ausnahmefällen tatsächlich so ist, wenn der stärkere Fahrer taktische Fehler macht oder die Renntaktik einfach nicht beherrscht. In solchen Fällen kommentiert man dies gerne mit dem Ausdruck „dumm aber stark“.

Das Taktische Repertoire[]

Dem Radrennfahrer stehen zunächst eine ganze Reihe taktischer Mittel zur Verfügung, die er im Rahmen seiner Strategie bzw. der Strategie seiner Mannschaft einsetzt. Eine vollständige Aufzählung dieser Mittel ist nicht möglich – man müsste alle Radrennfahrer und Trainer dieser Welt befragen – unter anderem gehören dazu:

Nutzung des Windschattens[]

Nutzung des Windschattens in einem Radrennen ist nicht gleichbedeutend mit unfairer Ausnutzung des Gegners (s. Hinterradlutscher), sondern gehört zu den Grundfertigkeiten eines Radrennfahrers. In kleineren oder größeren Gruppen sowie im geschlossenen Fahrerfeld wird von einem Teilnehmer an sogenannten „Lizenzrennen“, heute aber mittlerweile auch von Teilnehmern von Jedermann-Rennen, erwartet, daß er die Techniken des Fahrens in der Gruppe beherrscht. Näheres dazu siehe unter Ablösung, Belgischer Kreisel, Führungsarbeit, Bremsen (Radsport-Taktik).

Kenntnis und Nutzung der Streckenverhältnisse[]

Auf schlechten Straßen und im hügeligen bis bergigem Gelände ist es ratsam, sich im vorderen Teil des Fahrerfeldes aufzuhalten. Es ist zwar theoretisch immer zweckmäßig, im vorderen Teile eines Feldes zu fahren, aber praktisch läßt sich dies kaum verwirklichen. Wer im hinteren Teil des Feldes fährt, verbraucht allerdings in vielen Fällen wesentlich mehr Kräfte, weil es sich ständig auseinanderzieht (Gummibandeffekt). Häufiges, ermüdendes Antreten ist die Folge.

Die taktische Kompetenz des Fahrers besteht hier darin, im Rennverlauf zu entscheiden, ob die Möglichkeit besteht, sich im mittleren Teil des Fahrerfeldes zu erholen, oder ob es besser ist sich von vornherein weiter vorn zu positionieren. Pauschale Ratschläge, die durchaus auch von erfahrenen Trainern weitergegeben werden und auch ihren Sinn haben, wie „Lieber vorne sterben als hinten nichts erben!“ helfen hier nur bedingt weiter.

Gewissenhafte Vorbereitung[]

Verpflegung[]

Die Verpflegung muß bißgerecht in den Rückentaschen liegen. Nimmt ein Fahrer erst in der zweiten Hälfte des Rennens Nahrung zu sich, ist ein Kräfteverfall oft nicht mehr aufzuhalten. Es droht der gefürchtete Hungerast.